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Titel: Gondelküsse und Zeitsprünge
Autor: Stefanie Gerstenberger
Verlag: Fischer Sauerländer Verlag
Erschienen am: 16. Juli 2025
Wenn sie ihren Vater in Italien besucht, wird aus der sechzehnjährigen Lucy: Luciiiiiaaa! Aber, mamma mia, was soll sie nur im November in Venedig anfangen? Es regnet, es ist grau, und es gibt nur uralte Menschen und Touristen. Außer diesem wahnsinnig süßen Wollmützen-Typ auf dem Boot, aber der würdigt sie keines Blickes. Na toll. Als sie später verdutzt feststellt, dass sie offensichtlich den falschen Koffer geschnappt hat und nur Jungsklamotten darin findet, wird ihr klar: Der gehört dem Wollmützen-Jungen! Doch wie soll sie ihn wiederfinden? Und welche Rolle spielt dabei der alte Trödelladen von Nachbar Cosimo? In den engen Gassen von Venedig beginnt für Lucia ein magisches Abenteuer. Mit einem romantischen Picknick mit heißem Kakao auf einem Bootssteg vor Murano – und vielleicht sogar mit einem Happy End? (Textquelle: Fischer Sauerländer Verlag)
Meine Meinung
Manchmal findet ein Buch einen genau im richtigen Moment, so ging es mir mit Gondelküsse und Zeitsprünge. Ich hatte Lust auf etwas Leichtes, aber bitte nicht zu seicht. Eine Geschichte mit Herz, einer Prise Humor, einem besonderen Setting und genau das habe ich bekommen.
Im Mittelpunkt steht Lucia oder Lucy, wie sie in Deutschland genannt wird. Sie ist sechzehn, trägt noch die körperlichen und seelischen Spuren eines schlimmen Fahrradunfalls mit sich herum und hat eigentlich so gar keine Lust auf den Besuch bei ihrem Vater in Venedig. November, Regen, Touristen und keine wirklichen Pläne, das klingt für sie erstmal nach der perfekten Mischung für miese Laune.
Doch schon die ersten Tage verlaufen anders als erwartet. Auf der Bootsfahrt begegnet sie einem Jungen mit Wollmütze, der ihr sofort auffällt obwohl er sie kaum beachtet. Und als sie später feststellt, dass sie ausgerechnet seinen Koffer mitgenommen hat, beginnt ein kleines Abenteuer, das sie selbst so niemals für möglich gehalten hätte.
Was das Buch für mich besonders gemacht hat, ist die Mischung aus Realität und Magie. Es beginnt ganz bodenständig, Lucy ist genervt, ein bisschen verletzt, aber auch neugierig. Und dann tauchen plötzlich Figuren auf, die scheinbar aus der Vergangenheit stammen. Ein Junge im Brokatmantel, ein verwinkelter Trödelladen, der mehr zu wissen scheint, als er sollte, und ein Gefühl von "Hier passiert gerade etwas, das größer ist als ich selbst".
Stefanie Gerstenberger schafft es, diese magischen Elemente ganz fein in die Geschichte einzuflechten. Es wird nie zu abgehoben oder überzogen, sondern bleibt immer nah an Lucy dran. Ihre Gedanken, ihre Unsicherheiten, ihre leise Wut über das, was ihr passiert ist all das ist greifbar und nachvollziehbar.
Ich mochte Lucy sehr. Sie ist nicht laut oder überdreht, sondern einfach echt. Sie macht sich Gedanken, beobachtet, zweifelt, wächst. Und obwohl sie erstmal wenig mit der Stadt anfangen kann, merkt man, wie sehr Venedig sie nach und nach in seinen Bann zieht. Die kleinen Gassen, die vielen Brücken, die Farben, das alles wird so liebevoll beschrieben, dass man fast selbst das Bedürfnis hat, durch die Gassen zu schlendern und einen heißen Kakao an einem versteckten Bootssteg zu trinken.
Die anderen Figuren allen voran Cosimo, der geheimnisvolle Nachbar, und natürlich die Jungs sorgen für Spannung, Romantik und auch ein paar herrlich schräge Momente. Und ja, es gibt Küsse. Und ja, es wird auch ein bisschen chaotisch. Aber nie überzogen oder zu kitschig.
Insgesamt ist Gondelküsse und Zeitsprünge ein wunderbares Jugendbuch mit einer warmen, fantasievollen Geschichte über Freundschaft, Verlust, erste Liebe und die kleinen Zufälle, die manchmal unser Leben verändern.